Die deutsche Wirtschaft steckt seit geraumer Zeit in der Krise. Wachstumsprognosen werden nach unten korrigiert und viele Experten warnen vor dem Rückstand Deutschlands im internationalen Wettbewerb. Gleichzeitig scheint sich der DAX davon kaum beeindrucken zu lassen. Doch wie kann es sein, dass der DAX steigt, während die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland schlechter werden? Diese Entwicklung hat drei Hauptgründe.
1. Der DAX ist international, nicht national
Ein weit verbreiteter Irrtum besteht darin, den DAX mit der deutschen Wirtschaft gleichzusetzen. Tatsächlich handelt es sich bei den 40 DAX-Unternehmen jedoch um internationale Konzerne, die einen Großteil ihres Umsatzes und Gewinns im Ausland erwirtschaften. Die Unternehmen agieren global, und ihre Geschäftsentwicklung hängt weniger von der Lage in Deutschland ab als vielmehr von internationalen Märkten.
Verschlechtern sich die Rahmenbedingungen in Deutschland, wie etwa durch steigende Energiekosten, Bürokratie oder steuerliche Belastungen, können diese Konzerne ihre Produktion ins Ausland verlagern. Dieser Trend ist längst Realität: Arbeitsplätze und Produktionsstätten werden zunehmend in andere Länder mit besseren Bedingungen ausgelagert. Während dies der deutschen Volkswirtschaft schadet, hat es auf die Bewertung der Konzerne und deren Aktienkurse oft keinen negativen Einfluss. Im Gegenteil: Globale Diversifikation schützt die Unternehmen vor den Auswirkungen eines schwächelnden Heimatmarktes.
2. Der DAX ist ein Performance-Index
Ein weiterer Grund für die scheinbar positive Entwicklung des DAX liegt in seiner Struktur. Der DAX ist kein reiner Kursindex, wie beispielsweise der amerikanische Dow Jones, sondern ein sogenannter Performance-Index. Das bedeutet, dass neben den Kursgewinnen auch Dividendenzahlungen der enthaltenen Unternehmen in die Berechnung einfließen.
3. Nominalwerte ohne Berücksichtigung der Inflation
Sowohl der Kurs-DAX als auch der Performance-DAX werden in Nominalwerten angegeben, das heißt, sie berücksichtigen keine Inflation. Dieser Punkt ist insbesondere in den letzten Jahren relevant, da Deutschland im europäischen Vergleich verhältnismäßig hohe Inflationsraten verzeichnet hat. Nominal betrachtet mag der DAX stark gestiegen sein, doch real – also inflationsbereinigt – ergibt sich ein anderes Bild.
Fazit
Der Anstieg des DAX trotz einer schwächelnden deutschen Wirtschaft ist kein Widerspruch, sondern lässt sich durch die internationale Ausrichtung der Konzerne, die Berücksichtigung von Dividenden im Performance-Index und die Vernachlässigung der Inflation erklären. Diese Faktoren verdeutlichen, dass der DAX nur bedingt ein Gradmesser für die Gesundheit der deutschen Volkswirtschaft ist.